AM TAG ALS WOLFGANG BORCHERT STARB
von George Tatarus
Die Reise nach Basel ist vielleicht nicht die letzte. Einmal Europa vom Westen nach Osten durchfahren und einmal Europa vom Norden nach Südern durchfahren. So eine Gunst Und wie! Du Glückspilz! “
Der Gedanke überraschte Wolfgang im Halbschlaf Ironie hatte er immer genug gehabt.
Der Zug schlich durch Städte und Bahnhöfe , wo die Krallenspuren des Kriegs noch erkennbar waren. Er keuchte, zischte, fuhr hartnäckig oder machte halt; sinnlos halt.
Es war Herbst. Hier im Söden war noch alles grön. Wiesen, Wälder. Ab und zu knorrige Äste drangen durch das offene Fenster der Abteilung. Wahrend der Fahrt machte er oft das Fenster auf und atmete die wohltuende Luft ein.
Hamburg lag fern und neblich. Die Freunde übten das Theaterstöck “Draußen vor
der Tür “. Die Rollen verteilte er selbst. Als Hörspiel erlebte es einen Erfolg schon im
Februar. In einigen Tagen schrieb er das Stück ; die Erlebnisse eines Heimkehrers, der
hinkend nach Hause kommt und verblüfft ein anderes, widriges Deutschland findet.
Stalingrad lag weit ferner und nebliger ; im Gedächtnis aber frisch, zitternfrisch.
Die Feinde waren tot, der Schnee von einst verschwunden , alles in die Erde verschwun-
den. Die Trümmer , die Schanzen, die weißen Knochen auf den Feldern, die Ratten, aber
zitternfrisch. Ein letzter, kräftiger Feind blieb nah , wie ein Schatten; die Gelbsucht.
Allein konnte er sie nicht in die Erde jagen. Deshalb war er jetzt unterwegs nach Basel.
Dort, erfahrene Ärzte würden ihn retten können.
Jung und alt auf einmal! Wunderlich, aber doch!
Krieger und Mrnschenfreund auf einmal! Wunderlich aber doch!
Zum Tode verurteilt und begnadigt auf einmal! Wunderlich aber doch!
Und die Krankheit, die im Kerker ausgebrochene Krankheit, zwang ihn
ande